Stauraummöbel „Tenuto da Filo“

Das gestalterische Werk von Heinz Baumann kreist um die Frage: wie kann man einen dreidimensionalen Körper aus massivem Holz bauen, ohne sichtbar das Konstruktionsprinzip Rahmen und Füllung anzuwenden und in der daraus folgenden, bekannten Ästhetik zu verharren? «tenuto da filo» ist das fünfte Exemplar einer Reihe monolitartiger, von der alpenländischen Scharfreite inspirierten Stauraummöbeln. Abermals geht der Schreiner einen neuen, verblüffenden Weg, um Holzstücke zu verbinden: Er näht sie zusammen. Die Metallfäden sind Pflicht und Kür – sie verbinden und sie zieren. Nach der ersten Irritation zeigt sich, wie kühn die Idee ist. Konsequent verschiebt Baumann die bislang bekannten Grenzen seines Handwerks, indem er interdisziplinär denkt und die Möglichkeiten aus Holz- und Textilverarbeitung kombiniert. Ergebnis sind eine handwerklich komplett neuartige Machart in Patchwork-Optik, perfekt verarbeitete Einzelteile und daraus folgend ein ungewöhnliches, fesselndes Möbel für den Alltagsgebrauch.

Text Jurymitglied Stephanie Ringel